Kaufst du gerne ein? Sprich: Gibst du gerne Geld aus? Für Dinge, die du eigentlich nicht wirklich brauchst? Warum handeln wir so?
Öfter mal was Neues?
Ramsch, Kitsch, Krams: Liebst du auch so sehr Dekoratives für deine Wohnung, wie ich? Wechselst du deine Accessoires für deine Wohnung gerne immer mal wieder, um dem aktuellen Trend angepasste neue Hingucker zu haben? Und was ist mit deinem Kleiderschrank? Findest du nicht auch, dass heute ein guter Tag dafür ist, ihn mal wieder mit neuen Klamotten zu füllen? Die fünfte Jeans, die sechste Bluse, das siebte Paar Sneakers. Ach und hach: diese gemütliche hellgraue Strickjacke mit dem Kragen aus Fellimitat in Größe M? Die brauchst du natürlich unbedingt! Wirklich? Warum? Warum denkst du, dass du sie brauchst? Warum willst du diese Dinge, die du nicht wirklich brauchst, haben?
Wenn du nachhaltiger leben möchtest, dann solltest du dir neben vielen anderen Fragen auch die Frage, ob etwas überhaupt gekauft werden muss, stellen. Und wenn du der Meinung bist, dass dieses oder jenes nun einmal gekauft werden muss, dann solltest du dich fragen, ob dies unbedingt neu sein muss oder ob nicht auch die gebrauchte Variante ausreicht. Diese Fragen solltest du dir ab sofort bei all deinen Einkäufen stellen. Ab heute!
Der Reiz des Neuen, der Reiz Trends zu verfolgen. Lebst du schon oder shoppst du noch?
Ich liebe auch Dekoratives und neue Klamotten, die neuesten technischen Accessoires und Gadgets, aber ich habe im Laufe der letzten Jahre gemerkt, dass in der Regel nur der Kauf dieser Dinge an sich mich reizte, nicht der Besitz, weil ich diese Dinge nicht wirklich gebraucht habe oder brauche. Die kitschigen glitzernden Deko-Katzen, die schöne neue schlanke elegante weiße Blumenvase, die neuen goldenen Pflanzenübertöpfe für meine Monstera-Pflanzen. Sind nur Staubfänger oder stehen im Schrank neben vielem anderen Krams und nehmen Platz weg. Früher habe ich mir Platz geschaffen, Platz für Neues, indem ich Krams aussortiert hatte und dann: Ab damit in den Restmüll oder an die Straße gestellt.
Werde dir bewusst, was du einkaufst und ob du es wirklich brauchst
Heute denke und handle ich zum Glück anders: Ich überlege sehr genau, ob ich die schön geschwungene Blumenvase wirklich brauche und ich weiß, dass dem nicht so ist. Klar laufe ich immer mal wieder an Accessoires für die Wohnung vorbei, aber ich weiß, dass ich sie nicht brauche. Bleibe also nicht mehr stehen, nehme sie in die Hand und renn damit zur Kasse. Ich GEH DARAN VORBEI: Mittlerweile nehme ich sogar oftmals diese Dinge gar nicht mehr wahr. Früher bin ich zum Beispiel sehr oft beim Krims-Krams-Laden mit dem lustigen Namen und dem gelb-roten Schriftzug gelandet. Sehr oft! Aber diese ganzen Produkte, die überwiegend Made in China sind, wer braucht die denn? Ich nicht und du brauchst sie auch nicht. Überlege doch einmal: Wann bist du das letzte Mal in einem Krims-Krams-Laden gewesen und hast dort etwas gekauft? Musste das wirklich sein?
Der Kleiderschrank ist viel zu voll
Ok, du bist sowieso nicht vom Typ her jemand, der/die gerne Kitsch in der Wohnung zu stehen hast? Dafür interessierst du dich nicht? Aber du hast Probleme an einem Bekleidungsgeschäft vorbei zu gehen, auf dem dick und fett und umrandet in ROT „SALE“ steht? Das kenne ich… Klamottenshoppen – online oder direkt im Geschäft war ein sehr großes Laster von mir. Mein Kleiderschrank quillte über. Darum habe ich auch nur saisonale Kleidung im Schrank hängen: Im Winter dicke Pullis, lange Hosen und im Sommer Kleider, dünne Stoffhosen und T-Shirts. Das, was gerade nicht Saison hat, steht in einer großen Tüte im Abstellraum, weil es nicht in den Schrank passt. Und es ist ein großer Schrank.
Erschreckend: es gibt sogar ein oder zwei Kleidungsstücke, die ich noch gar nicht getragen habe. Sie haben noch das Etikett dran.
Lehrreich: Ich ziehe doch meistens im Alltag nur meine Lieblingsklamotten – so genannte Basics – an. Achte mal im Alltag auf andere Menschen, die dir so über den Weg laufen: Meistens tragen sie auch eher Basics und weniger ausgefallene Sachen. Was nicht heißt, dass bei Ihnen zu Hause nicht auch z. B. eine Bluse mit Puffärmeln oder eine Jeans mit auffälligem Print herumliegt.
Lenk dich von deiner Einkaufssucht ab
Mein Tipp: Verbring die Zeit, die du fürs Einkaufen verschwendest, sinnvoll. Such dir ein Hobby, das dir Spaß macht. Fange an, deine Bücher zu lesen, die noch ungelesen im Regal stehen oder in deiner E-Book-Mediathek auf dich warten. Oder engagiere dich sozial. Du musst nicht jedem neuen Trend, wo es darum geht, Neues zu kaufen, hinterherlaufen.
Dein Mehrwert dabei: Du sparst Zeit und Geld und fühlst dich am Ende des Tages viel befreiter.
Warum konsumieren wir denn eigentlich? Was steckt dahinter?
Aber lass uns gedanklich noch einmal einen Schritt zurück gehen: Warum konsumieren wir denn nun eigentlich? Warum haben wir das Gefühl, ständig etwas Neues kaufen zu müssen, was wir nicht wirklich brauchen? Gehst du aus Langeweile einkaufen? Weil dir shoppen gehen Spaß macht? Oder aus Frust?
Ich habe im Netz unter: www.endlich-wachstum.de einen interessanten Text zum Thema Konsum mit dem Titel „Warum konsumieren wir? Funktionen unseren Konsums“ gefunden.
Dort steht an einer Stelle: „(…) Es herrscht die Meinung, je mehr wir die finanziellen Mittel haben, um konsumieren zu können, desto glücklicher müssten wir sein… Zahlreiche Studien zeigen aber auch, dass es ab einen gewissen Punkt, das Glücksgefühl beim Konsumieren nicht mehr ansteigt, sondern sich einpegelt oder sogar sinkt und eher eine gewisse Leere einsetzt. .. Für ein nachhaltigeres Leben kann es einfach nicht das Ziel sein, immer mehr zu kaufen und zu kaufen. (…)“.
Es wird weiter unten im Text der britische Naturwissenschaftler Tim Jackson zitiert. Folgende Gründe für das Bedürfnis des Konsumierens werden kurz dargestellt.
1. Wir befriedigen damit unsere Grundbedürfnisse, wie Nahrung und Schutz
2. Wir konsumieren für unser Wohlergehen und Glück. Für unsere Zufriedenheit. Damit sind Dinge gemeint, die uns unsere Tätigkeiten erleichtern und einen gewissen Komfort versprechen, aber auch aus Freude
3. Wir wollen attraktiv erscheinen, mit dem Mainstream schwimmen, um von unseresgleichen gemocht und anerkannt zu werden. Aber auch um begehrt zu werden. Ein Beispiel: Ich bin Single und am Wochenende auf eine Party mit vielen attraktiven anderen Singles eingeladen. Mein innerstes Bedürfnis ist es, eine funktionierende Liebesbeziehung zu haben. Um dieses Ziel zu erreichen, kaufe ich mir für diese Party ein sexy Kleid, um damit attraktiv auszusehen, um meine Chance zu erhöhen, jemanden kennenzulernen, der mein potentieller Partner/meine potentielle Partnerin sein könnte.
Hier steht also die emotionale und sexuelle Motivation im Vordergrund.
4. Ich kaufe also bin ich. Bestimmte Dinge zu kaufen, kann auch für die Identitätsbildung wichtig sein. Ich grenze mich z. B. ab, indem ich mich anders anziehe als andere. Oder andere Musik höre, meine Wohnung anders einrichte etc. Der Gegensatz dazu ist die kollektive Identität. Wir möchten einer bestimmten Gruppe von Menschen zugehörig sein und kaufen daher das, was den anderen auch gefällt oder gefallen würde.
5. Eine weitere Bedeutung, die auch mit Gruppenzugehörigkeit zu tun hat, ist die gesellschaftliche. Ich kaufe mir z. B. einen Porsche, weil ich als ein toller Hecht angesehen werden will bei den Frauen und auch als soziale Abgrenzung zu den Männern anderer Gesellschaftsschichten darunter. Ich bin eine Frau und kaufe mir eine Designer-Sonnenbrille, weil alle meine Freundinnen so eine haben. Ich brauche sie also auch.
6. Wir kaufen natürlich zu einem sehr großen Teil auch aus Gewohnheit. Etwa, weil wir es immer schon so gemacht haben. Unsere Gewohnheiten hinterfragen wir während eines stressigen voll durchgeplanten Alltags nicht. Diesen Kreislauf können wir nur durchbrechen, indem wir uns bewusst vornehmen, nachhaltiger zu leben, indem wir bewusst unser aktuelles gewohntes Tun hinterfragen.
Quelle: Tim Jackson: „Paradies-Verbraucher. Aufstieg und Fall der Konsumgesellschaft“
Überlebenswichtig ist Punkt 1. Um zu überleben, müssen wir essen und trinken. Und Essen und Trinken bekommen wir, indem wir es einkaufen. Fast genauso wichtig ist es, ein Dach über den Kopf zu haben. Ein Zuhause. Damit setzen wir uns nicht der Witterung aus und sind vor Wind, Regen und Kälte geschützt.
Alle anderen aufgeführten Gründe für unseren Konsum sind zwar einleuchtend, aber an sich – zum Überleben – unnötig. Das heißt nicht, dass wir ab dem 2. Punkt nun überhaupt nicht mehr konsumieren dürfen oder sollen; aber es bedeutet für mich, dass wir einfach viel umsichtiger mit allem, was wir aus oben genannten Gründen konsumieren, umgehen müssen, um nachhaltiger zu leben.
Fazit:
Wenn wir unseren Konsum umstellen wollen und wenn du nachhaltiger leben möchtest, dann musst du dich ab sofort bei jedem Einkauf fragen, ob es sein muss oder ob es eine nachhaltigere Alternative gibt. Das solltest du so lange tun, bis du gar nicht mehr darüber nachdenken musst, ob du dies oder jenes kaufen musst. Bis es wie ein Automatismus ist und du deine Gewohnheit umgestellt hast. Finde für deine unnötigen Shoppingaktionen einen Ausgleich. Engagiere dich z. B. im sozialen Sektor oder bei einer Naturschutzorganisation in deiner Nähe oder investiere dein Geld lieber in schöne Ausflüge in deinem näheren Umkreis, treibe Sport, lese deine Bücher, die du noch nicht gelesen hast.