Petite Jungle-Gründerin Aurélie verriet mir im Interview, wie pflegeleicht Pflanzen in einem Terrarium sind. Erfahre außerdem, wie Aurélie versucht, ihre Terrarien möglichst nachhaltig zu gestalten.

Ende Februar habe ich Aurélie in ihrem Store in der Nähe der Bernauer Straße besucht, um mit ihr über ihre Arbeit zu sprechen. Sie erschafft wunderbare Terrarien – fast autarke Lebensräume für Pflanzen -, die du nur rund drei Mail im Jahr gießen musst. Das ist wesentlich nachhaltiger als sich jede Woche neue Schnittblumen für die Vase zu kaufen.

Das Ergebnis Terrarien kann sich sehen lassen

Seit wann gibt es Petite Jungle?

Mitte 2018 habe ich angefangen, Terrarien zu bauen. Die ersten habe ich Weihnachten 2018 als Petite Jungle verkauft.
Ganz offiziell habe ich dann mein Gewerbe im Mai 2019 angemeldet und damit Petite Jungle gegründet.

Wie ist die Idee entstanden, Pflanzen fürs Wohnzimmer im Glas wachsen zu lassen? Was oder wer hat dich dazu inspiriert?

Das Prinzip ist gar nicht neu, es existiert seit 1830. Der Londoner Nathaniel Ward (1791 – 1868) https://de.wikipedia.org/wiki/Nathaniel_Ward
hat es entdeckt und verbreitet. So konnte man damals Pflanzen um die Welt reisen lassen! Tee ist so zum Beispiel von China nach Indien transportiert worden. Das war der Beginn der Teeplantagen in Indien. Und man konnte viel besser Pflanzen zwischen den botanischen Gärten tauschen. In den Siebzigern gab es einen richtigen Trend zum Tausch von Pflanzen. Dieser Trend ist nun wiedererwacht. In Frankreich gibt es die Terrarien mittlerweile in allen großen Städten. Die ersten habe ich 2016 entdeckt und seitdem hat mich das Prinzip so fasziniert, dass ich es selbst ausprobiert habe.

Wie lange dauert es, ein Terrarium in Größe M zu erstellen und wie viele verschiedene Pflanzen dürfen maximal in so ein Glas?

Ich brauche dafür ca. eine Dreiviertelstunde. In den Workshops – unter meiner Anleitung – dauern sie natürlich länger. Insgesamt dürfen drei bis vier Pflanzen in ein Glas der Größe M hinein.

Terrarien selber herstellen

Woher beziehst du die tropischen Pflanzen?

Die tropischen Pflanzen kommen aus einer Züchterei in Dänemark, die sich auf Mini-Pflanzen spezialisiert hat.

Ist ihr Anbau nachhaltig?

In der Pflanzenbranche gibt es noch sehr viel zu tun unter anderem bei den Produktionsbedingungen der Pflanzen, Schnittblumen usw.
Der Pflanzenzüchter aus Dänemark verwendet rein biologische Wirkstoffe, um Schädlinge zu bekämpfen und ist MPS -A zertifiziert.
Dieses Umweltprogramm für Zierpflanzen garantiert Energiesparmaßnahmen, um den Energieverbrauch und die CO 2-Emissionen bei der Pflanzenproduktion zu senken. Viel lieber wäre mir ein lokaler Produzent, aber den habe ich leider noch nicht gefunden.

Was für Erde verwendest du? Woher stammt diese?

Bio-Anzuchterde ohne Torf von einer Firma mit Sitz in Frankreich.
In den nächsten Tagen werde ich Kompostwerke hier in Berlin besuchen, und gucken, ob ich auf lokale Erde (ohne Verpackung) wechseln kann.
Allerdings brauche ich für meine Terrarien ganz spezielle Erde, daher wird es vermutlich schwierig sein, diese hier zu finden. Aber einen Versuch ist es wert; denn so würde ich den CO2-Abdruck weiter verringern.

Im Workshop von petite jungle Terrarien selber herstellen

Woher stammen die Gläser, die du als Terrarium nutzt?

Die Gläser stammen zu 80 % von einer Glaserei aus Polen, die nur mit recyceltem Glas arbeitet.
Dieser Zulieferer nutzt als Verpackungsmaterial nur recycelten Karton, den sie zuschneiden, damit so wenig Verpackung wie möglich verwendet und verschwendet wird. Ich selbst nutze diese Kartons, in denen die Gläser geliefert werden, dann selber weiter.

Wie oft muss man die Pflanzen gießen?

Die Terrarien sind bei richtiger Handhabung sehr pflegeleicht. Du musst sie nur zwei bis drei Mal im Jahr gießen.

Wie funktioniert der fast autarke Kreislauf?

Man gießt das Terrarium am Anfang ein bisschen. Dann wird es zu gemacht.
Wasser verdunstet aus der Erde und auch aus den Blättern und bildet so Kondenswasser, das wiederum vom Glas aufgehalten wird und dann wieder in die Erde des Terrariums runterläuft.

Besteht die Gefahr von Schimmelbildung, wenn man einen Deckel draufhat?

Nicht, wenn man ein paar Sachen beachtet. Man darf das Terrarium nicht zu oft gießen. Eben nur zwei bis drei Mal im Jahr und wenn sich zu viel Kondenswasser bildet, dann musst du den Deckel zwischendurch einmal abnehmen, um das Terrarium zu lüften. Außerdem spielt der Standort eine entscheidende Rolle. Da sich in den Terrarien tropische Pflanzen befinden, die natürlicherweise in den Tropen unter dem Blätterdach großer Bäume wachsen, benötigen sie keine direkte Sonneneinstrahlung. Du solltest sie daher nicht auf die Fensterbank mit direkter Sonneneinstrahlung stellen.

Aurelie gibt Workshops, um Terrarien selber herzustellen

Würdest du sagen, dass petite jungle durch und durch nachhaltig ist?

Leider noch nicht; denn es gibt immer etwas zu verbessern. Es ist eine große Baustelle mit vielen Aspekten, die es zu beachten gilt: das Produkt selbst und die unterschiedlichen Hersteller, aber auch die Verpackung, der Verkauf, etc. Das Wichtigste aber ist, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen und sich damit konkret auseinanderzusetzen, wie man peu à peu ein besseres nachhaltigeres Produkt schaffen kann. Leider kümmern sich insgesamt sehr wenige Terrarien-Hersteller und Pflanzenverkäufer darum. Es gibt in dem Bereich sehr viel “Green Washing”: das Produkt ist grün, also ist man quasi automatisch nachhaltig… Das stimmt natürlich leider ganz und gar nicht.

Wie lebst du Nachhaltigkeit im Privaten? Was tust du, um nachhaltiger zu leben?

Ein wichtiges Thema für mich ist Zero Waste. Ich bin auch nicht durch und durch nachhaltig, aber ich achte verstärkt darauf. Ich kaufe z. B. sehr viel Second-Hand-Artikel.
Ich benutze festes Shampoo und Seife und keine verpackten Duschgels. Mein Waschmittel stelle ich selbst her. So habe ich viel weniger Produkte um mich herum und spare gleichzeitig auch noch Geld.

Du bist Französin. Seit wann lebst du in Berlin?

Seit 2009, also seit fast elf Jahren.

Wie nachhaltig leben die Menschen in Frankreich?

Unterschiedlich. Leider ist es nicht so selbstverständlich wie in Deutschland. Das merke ich jedes Mal, wenn ich zu Besuch in Frankreich bin.

Hast du das Gefühl, dass das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in die Köpfe der Menschen gelangt und ein Umdenken stattfindet?

Ja, das Gefühl habe ich tatsächlich. Was ich wichtig finde, ist, dass man sich nicht überfordert fühlt und nach und nach in kleinen Schritten versucht, ein nachhaltigeres Leben zu führen. Also nicht aufzugeben!

Aurélie bietet regelmäßig Workshops an, indem du dein eigenes Terrarium zaubern kannst.
Eine schöne Idee, um sich selbst zu beschenken oder jemanden in der Familie oder im Freundeskreis. Du kannst Aurélie auch für dein Teamevent buchen und mit dem gesamten Team an einem ihrer Workshops teilnehmen.

Weitere Infos findest du auf Ihrer Website unter:

https://www.petitejungle.de/

Quellen und weiterführende Links:

Mehr zur MPS-Zertifizierung erfährst du hier: https://ecas.nl/overmpsecas/wie-zijn-we/?lang=de

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