Am Beispiel einer jungen Frau erkläre ich dir, wie du nachhaltiges Einkaufen am besten umsetzt und in deinen Alltag integrieren kannst.

Wir geben soviel Geld für Mist aus. Du gibst soviel Geld für Dinge aus, die du nicht wirklich brauchst. Du schüttelst mit dem Kopf? Dann stell dir bitte einmal einen normalen Samstagmorgen vor. Versuche dich einmal in die Situation einer 30-jährigen Single-Frau, die in einer Kleinstadt lebt, zu versetzen: Du hast gute Freunde zum „Neujahrsessen“ eingeladen und musst dafür einkaufen gehen. Lass uns diesen Tag einmal gemeinsam durchspielen, damit wir am Ende (Teil II) sehen, was du hättest besser machen können.

Mit dem Auto zum Supermarkt

Es ist ein normaler Samstagmorgen. Du fährst für deinen Wochenendeinkauf mit deinem Auto zum nächstgelegenen Supermarkt. Heute Abend soll groß gekocht werden, denn du hast Freunde eingeladen.

Auf dem Weg in den Supermarkt steckst du dir ein Kaugummi in den Mund für besseren Atem. Du steigst aus dem Auto aus, nachdem du es auf dem Parkplatz eines Supermarkts abgestellt hast. Auf dem Boden zum Eingang liegen von Silvester noch jede Menge kaputte Raketen, Glitzerkonfettistreifen in Gold und das Papier von Knallerbsen herum. Du siehst es und denkst:” Ganz schön viel Müll und Plastik.” Aber du selbst hast ja auch ein paar Raketen steigen lassen und sie hinterher nicht entsorgt.

Goldenes Konfetti

Zutaten für Spaghetti Bolognaise – fast alles ist in Plastik verpackt

Beim Betreten des Supermarktes hast du nur eins im Sinn: Tomaten, Zwiebeln, Champignons, Nudeln, Hackfleisch. Es soll eine schöne Spaghetti Bolognaise werden. Dazu noch Tomatensoße, Knoblauch und ach, Karotten können auch noch mit rein!

Du stehst vorm Gemüseregal und überlegst kurz, ob du die Karotten unverpackt kaufen sollst. Das wären dann allerdings keine Biokarotten oder die in Plastik verpackten Biomöhren. Da sind zwar mehr drin, mehr als du brauchst und es ist in Plastik verpackt, aber Bio ist doch wichtiger, oder? Du entscheidest dich für die Biomöhren in der Plastikverpackung. Alle anderen Zutaten sind ebenfalls in Plastik verpackt. Nur die Zwiebeln kaufst du einzeln.

Ein Abend mit Freunden. Spaghetti-Bolognaise

Joghurt aus Kuhmilch im Becher

Dann brauchst du noch Zutaten für den Nachtisch. Ein Joghurt mit gefrorenen Beeren und Chiasamen in Kokosmilch soll es werden. Eigentlich nimmst du für dich selbst lieber den Joghurt aus Soja, aber du weißt, dass Marlen keine Sojaprodukte mag. Wie die anderen vier Gäste dazu stehen, weißt du nicht genau. Also greifst du heute ausnahmsweise zum Joghurt aus Kuhmilch.

Du kaufst es nicht in einem großen Glas, sondern aufgeteilt in mehreren kleinen Plastikbechern. Du denkst, dass du ja nicht alles verwenden wirst und hast Angst, dass der restliche Joghurt im Glas dann schnell schlecht werden könnte. Nahrungsmittel wegwerfen “zu müssen”, tut dir schließlich im Herzen weh. Jetzt aber ab zur Kasse.

Fleecejacke und Fleecesocken im Winterschlussverkauf

Moment: beim Tchibo-Stand gibt es gerade tolle warme Fleecesocken und so eine gemütliche Fleecejacke. Ist ja gerade alles reduziert. Winter-Sale! Also schnell zugreifen und Fleecesocken und Fleecejacke landen bei dir im Einkaufswagen. Mist: An der Kasse fällt dir ein, dass du deine Stoffbeutel im Auto vergessen hast. Mit schweren Herzen kaufst du eine große Mehrwegplastik-Tasche aus recyceltem Plastik. Davon hast du nur leider schon sechs zuhause rumliegen.

An der Kasse hast du die Wahl, ob du den Kassenbon mitnimmst oder ob er gar nicht erst ausgedruckt wird. Du entscheidest dich, dir den Bon geben zu lassen; denn letztens hat die Kassiererin aus Versehen 50 Cent mehr für die Bananen abgezogen. Sicher ist sicher.Jetzt schnell mit dem ganzen Kram zum Auto. Ab in den Kofferraum und los geht es.

Schnell noch zur Tankstelle

Tanken musst du auch noch. An der Tankstelle siehst du eine sehr hübsch – in durchsichtiger Plastikfolie – verpackte Sektflasche mit einem Glücksschweinchen drauf. Runtergesetzt. Das passt als zusätzliches Geschenk für deine Schwester, die morgen Geburtstag hat. Also gekauft! Zurück im Auto ärgerst du dich darüber, die verpackte Sektflasche gekauft zu haben. Das hätte nicht sein müssen. Egal jetzt. Schnell nach Hause.

Tankstelle

Was Neues zum Anziehen kaufen

Als deine Einkäufe ausgepackt und verstaut sind, überlegst du dir, was du für heute Abend anziehen könntest. Du bist unentschlossen. Das schöne Oberteil mit den goldenen Knöpfen ist total zerknittert, aber du hast keine Lust mehr zum Bügeln. Das andere Oberteil liegt mit Schweißgeruch in der Wäsche. Da blinkt auf deinem Handy eine Push-Nachricht von deiner H&M App auf: „Für Mitglieder gibt es auf alle reduzierten Fashion-Shirts noch einmal 15% extra!“ Dein Schnäppchenherz schlägt höher.

Du überlegst, wie viel Zeit dir noch bleibt, springst erneut ins Auto und fährst kurzerhand zu H&M. Da sind aber nicht nur Fashion-Shirts reduziert, sondern auch Stoffhosen. Eigentlich wolltest du dir im Januar nichts Neues zum Anziehen kaufen, weil du genug hast. „Egal, dann fange ich mit dem Shopping-Detox eben im Februar an!“ Du kaufst drei Teile, ohne sie anzuprobieren. Werden sicherlich eh alle passen, denkst du. Drei Teile, die du nicht wirklich brauchst. Wenigstens steht bei einem „Conscious“ drauf. Ist also mit Biobaumwolle. Dein Gewissen wird ein wenig leichter.

Vorbereitungen bevor die Gäste kommen

Zurück zu Hause hast du nur kurz Zeit, um schnell das Essen schon einmal vorzubereiten. Von den zehn Karotten benötigst du nur drei. Sonst wird es zu viel. Du schaust auf deine Fingernägel, die dringend einmal wieder aufgefüllt werden müssten. Und ärgerst dich, dass du bei der Nailartist-Dame keinen Termin mehr bekommen hast.

Während die Bolognaise leise vor sich auf dem Herd dahin köchelt, gehst du unter die Dusche. Du wäscht deine Haare mit deinem Lieblingsshampoo. Dann noch schnell das Duschgel, das du von deiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen hast. Ist zwar leider mit Mikroplastik, aber es duftet so schön. Auf eine Flasche mehr oder weniger kommt es jetzt ja auch nicht an. Beim nächsten Mal bestehst du darauf, nur Naturkosmetik geschenkt zu bekommen. Schnell dann noch Deo unter die Arme sprühen und neues Make-Up auftragen. Fertig!

Fehlkauf festgestellt und Gastgeschenke

Du ziehst das erste neugekaufte Oberteil an. Mit Erschrecken musst du feststellen, dass es vom Schnitt her gar nicht dein Ding ist. Es betont zu sehr deine Hüften. Du ärgerst dich, ziehst es aus und wirfst es aufs Bett. Zum Glück hast du nicht direkt das Preisschild abgeschnitten. So kannst du es noch vier Wochen lang umtauschen. Das 2. Oberteil passt ganz gut. Aber leider auch nicht perfekt. Zwei Kilos weniger würden dem Shirt gut tun. Egal, für heute Abend mit der neuen schwarzen Hose reicht es aus. Das Licht wird eh gedämmt. Die Hose passt zum Glück. Nun können die Gäste kommen.

Sie bringen Gastgeschenke mit: einen Blumenstrauß mit Glitzer besprüht und als Glücksbringer Glücksklee – ebenfalls mit Glitzer besprüht – und mit einem Schornsteinfeger als Dekofigur sowie eine Packung Pralinen, die um die Verpackung herum noch einmal in Plastikfolie zusätzlich verpackt sind. Du nickst und bedankst dich, findest aber dieses Glitzergedöns nicht wirklich gut und die Pralinen kannst du gerade auch nicht gebrauchen. Naja, du kannst sie ja zum Glück weiter verschenken.

Gastgeschenke mit Glitzer

Erfolgreicher Abend mit leckerem Essen

Der Abend ist ein voller Erfolg. Das Essen schmeckt super, alle sind zufrieden. Am Ende geht der Sekt aus. Hättest du doch mehr Sekt gekauft. Spontan fällt dir die so hübsch verpackte Sektflasche ein, die du heute in der Tankstelle zum Geburtstag für deine Schwester gekauft hast. Die muss nun herhalten. Plastikfolie und Glücksschweinchen landen direkt im Müll und die Sektflasche wird auch noch geleert.

Drei Wochen später

…drei Wochen später: du erinnerst dich, dass du ja noch dein H&M Oberteil, das dir überhaupt nicht gut passte, umtauschen musst. Mist, dass du es heute nicht dabeihast. Auf dem Weg zum Yoga hättest du es wunderbar abgeben können. Du machst dir einen Eintrag in deinen Kalender, damit du das Oberteil nächste Woche nicht vergisst, mitzunehmen, wenn du zum Yoga gehst.

Eine Woche später, du hast zwar das Kleidungsstück in deinem Rucksack, aber du gehst eher von Arbeit, weil du dich sehr schlapp fühlst. Daher gehst du auch nicht zum Yoga. Für drei Tage bist du krankgeschrieben, so dass du das Oberteil nun nicht mehr umtauschen kannst. Mit Etikett landet es in der hinteren Schrankecke. Schade!

Lebensmittelverschwendung

Die restlichen Karotten hast du nicht mehr verwenden können. Da du sie nicht direkt in den Kühlschrank gepackt hattest, sondern in deine Abstellkammer gestellt hattest, sind sie leider ganz weich geworden und ein paar sind angefangen zu schimmeln, weil sie in der Plastikschale noch Feuchtigkeit abgegeben haben.Das Oberteil, das du an dem Abend anhattest, hattest du bisher kein 2. Mal an. Es gab keine Gelegenheit und anstelle zwei Kilos abzunehmen, hast du leider eher zwei Kilos zugenommen.

Wie hättest du an diesem Samstag nachhaltiger handeln können? Du weißt bestimmt vieles selbst. Denk doch schon einmal drüber nach.

Im nächsten Blogbeitrag – in Teil II – verrate ich dir, wie du hättest Geld, Zeit und Nerven sparen können und wie du dich zusätzlich auch noch wesentlich besser gefühlt hättest. Klar, bei einer 30-jährigen Single-Frau in einer Kleinstadt fühlt sich nicht jeder/jede von euch angesprochen; denn evtl. bist du ja auch verheiratet oder du bis um die 50 Jahre alt, alleinerziehend oder du bist um die 40 Jahre alt, verheiratet und hast drei Kinder. Daher werde ich in Zukunft weitere Alltags-Szenarien von anderen Personentypen darstellen und Tipps geben, wie diese jeweils nachhaltiger hätte handeln können.

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